Kaltschnäuzige Bären ringen Pankow in Crunchtime nieder

Der SV Neukölln 09 1 fährt den zweiten knappen Sieg in Folge ein und setzt sich bei SG Einheit Pankow mit 59:56 durch. Durch einige Ausfälle und einem gegenüber der Vorwoche schwierigeren Gegner muss Team Serious alles in die Waagschale werfen und überzeugt am Ende besonders durch ungewohnte Kaltschnäuzigkeit.

Pankow ist ein anderes Kaliber als die Aufsteiger von den Weddinger Wieseln: Die SGE hat in der Vorsaison noch Oberliga gespielt und dort immerhin fünf Siege geholt. Ein gemischtes Team aus erfahrenen Breitgebauten und jungen Bigs scheint zumindest physisch den Fellmonstern aus Neukölln gewachsen zu sein. Zudem fehlen beim SVN zwei der drei Topscorer aus der Vorwoche, wenn auch mit dem ersten Sieg Zuversicht für dieses Spiel gewonnen wurde.

Geschwindigkeit ist auf jeden Fall nicht der relevante Faktor, mit dem die Hausherren in dieses Spiel gehen. Geschickt legen sie sich die Bären im Halbfeldspiel zurecht und ziehen gegen die defensiv engagiert, aber etwas blauäugig agierenden Bären in die Zone – und ein Foul nach dem anderen. Eine probate Taktik, um weniger erfahrene Teams früh unter Druck zu setzen. Bereits in Viertel 1 haben zwei Neuköllner Foul Trouble. Offensiv setzt sich dagegen ein Bären-Flügel mit größerer Wendigkeit und Geschwindigkeit im 1-on-1 gegen die Pankower Verteidiger durch und erzielt zehn Punkte im Alleingang. Kleine Führung für den SVN: 15:18.

(Auch) dieses Spiel wird nichts für Feinschmecker: Wie zwei Schwergewichtsboxer prallen die Pankower und Neuköllner in Defensive und Offensive aufeinander, erbittert wird um jeden Ball gekämpft und Easy Buckets bleiben ungewährt. Acht Minuten lang halten die Bären ihre Gegner bei 0 Punkten aus dem Feld, schicken ihn jedoch einige Male an die Linie. Auf der anderen Seite werden offene Würfe zwar schön herausgespielt, doch die Wurfquote ist wieder einmal unterirdisch. So kommen beide Teams nicht vom Fleck. Bis der Bären-Center schier explodiert. Jeweils von mehreren Pankowern bedrängt, gezogen und geprügelt, powert er sich – wilde Kampfschreie ausstoßend – zum Korb durch und punktet die Gäste davon. 24:30 zur Halbzeit – hier kann jeder Korb entscheidend werden.

Die Stimmung auf der Bärenbank ist trotz Führung durchwachsen, die Aggression lässt sich wohl nicht komplett kanalisieren. Mit drei Spielern in Foul Trouble sind die Voraussetzungen für das Restspiel auch nicht optimal gegen einen cleveren Gegner, der frischen Mutes aus der Kabine kommt und mit einem besseren Plan für die Offensive. Weiter werden den Gästen hier viel zu viele Fouls angehangen, zudem treffen die Pankower in eigener Halle mit kurzer Dreierlinie nun auch von außen, und die Bären finden keine Antwort. Auf einem 17:3-Run in acht Minuten (!!!) kehren die Ex-Oberliga-Spieler hier die Kraftverhältnisse komplett um. Zwei SVN-Bigs stehen nur noch ein Foul vor dem Duschen. Und das 44:37 klingt stark nach Vorentscheidung für die SGE.

Noch einmal powern sich die Bären-Bigs unter dem Korb heran, doch auf der anderen Seite kontert Pankow mit zwei schnellen (und keineswegs freien) Dreiern. Alles über Groß jetzt beim SVN, und tatsächlich schaffen sie drei Stopps in Folge und punkten sich heran. 52:52 nach 38 Spielminuten. Das ist nicht schön, aber rassig und unglaublich spannend. Und dann beweisen die Bären Kaltschnäuzigkeit, wo sie bisher nicht vermutet wurde: In der Crunchtime mit einem Punkt Rückstand spielt Team Serious einen Angriff bis ganz zum Ende – und den kleinsten Spieler auf dem Feld unter dem Korb frei. Der Pankower Angriff wird schnell gestoppt, und auch der Bären-Center wackelt nicht an der Freiwurflinie, sondern bringt seine Farben auf drei Punkte weg. Noch ein Stopp auf der anderen Seite, die letzte Spielminute läuft bereits. Der SVN fischt einen, zwei, drei Offensivrebounds heraus und spielt jeweils immer wieder die 14-Sekunden-Uhr herunter. Ein Foul, ein versenkter Freiwurf, und ein 2-Possession-Game ist für die SGE nicht mehr zu gewinnen. Endstand: 56:59.

 

Defense wins Championships, wurde einmal gesagt. Und das ist die Seite des Spiels, auf der die Bären auch in diesem Spiel über ihre Grenzen gehen und – von zu vielen Fouls einmal abgesehen – auch überzeugen. Offensiv fällt wieder zu wenig, obwohl die gute Spielanlage erkennbar ist. Der Game Winner ist aber am Ende die Coolness, mit der ein knapper Rückstand in eine Mini-Führung verwandelt und ins Ziel gebracht wird. Das war eindrucksvoll, und wir hoffen auf mehr davon.