Aus Elf mach Eins: Zweite Bären beenden Horror-Serie

Der SV Neukölln 09 2 fügt dem Großen Buch der Bären ein weiteres ruhmreiches Kapitel hinzu: Mit 44:72 wird der Berliner TSC 2 regelrecht deklassiert und gleichzeitig eine lange Leidensgeschichte beendet.

Zum Saisonstart ist die Situation für den Aufsteiger unübersichtlich: Wo stehen die Bärchen? Was wollen sie sich vornehmen? Wie werden die vielen neuen Spieler eingebaut? Der BTSC (formerly known as SVB Brauereien) spielt dagegen seit gefühlt 200 Jahren in derselben Formation zusammen. Einfluss auf die Aufstellung haben da nur familiäre Verpflichtungen und Verletzungen. Klingt ausrechenbar – aber in zehn Duellen mit der ersten Bären-Mannschaft gab es trotzdem nicht eine einzige Niederlage. Man ist also gewarnt in Neukölln.

Und die Bären legen erst einmal los, als hätten sie noch was vor zum späten Sonntagabend: Schnelle Pfoten und flinke Tatzen in der Verteidigung, außerdem ein eiskaltes Händchen in der Offensive, bescheren den Gästen einen 3:15-Lauf. Dabei verewigen sich direkt alle Starter auf dem Scoring Board – ein absolutes Novum für die Mannschaft, deren Punktelast in der Vorsaison immer nur wenige Spieler trugen. „Sieht nach Basketball aus“, würden Kommentatoren sagen. Und tatsächlich fällt die 10:17-Führung nach einem Viertel eher zu knapp aus. Zu groß ist dafür eigentlich die Dominanz auf den Füßen und unter den Brettern.

Die Prenzlberger Hausherren jedoch haben noch keine Lust auf die erste Niederlage in diesem traditionsreichen Duell. Beim SVN fallen plötzlich die eigentlich doch so schön herausgespielten Würfe nicht mehr, auch nicht nach dem zweiten und dritten Offensivrebound. Und auf der anderen Seite schneidet ein mittelgroßer, mittelschneller Routinier immer wieder butterweich in die Bärenzone und schließt von links wie rechts traumwandlerisch sicher ab. Nur zwei Großbären stemmen sich gegen den Spieltrend (später mehr zu diesen) – und sind auch glücklich, als der eifrigste Punktesammler des Gegners mal eine Pause auf der Bank einlegt. Zur Pause steht es 31:27 für den BTSC.

Rein in die zweite Hälfte, in der schnell klar wird: Im Kopf der zweiten Bären sind die Hausherren noch nicht angekommen. Völlig unbekümmert geht das Team, das zum Saisonstart hier mit prallgefüllter Bank antritt, weiter zu Werke. Dabei macht sich besonders die Verpflichtung eines neuen Großbärs bezahlt, der mit seinem individuellen Stil den Gegner regelrecht in Schockstarre versetzt: Während er wie eine überdimensionale Dampfwalze über das Feld rollt und mit menschlichen Maßstäben nicht aufzuhalten ist, behandelt er das Spielgerät lediglich mit seinem sehr, sehr, sehr weichen Handgelenk und lässt alle anderen Glieder in Vollstreckung. Mit diesem unicornösen Stil führt er sein Team zu einem kaum fassbaren 0:20-Lauf! Ein Viertel ohne gegnerische Punkte! 31:47! Das muss es doch sein für die Bären.?

Es kommt sogar noch dicker für den BTSC: Zwar erzielen die Prenzlberger noch ein paar eigene Körbe. Doch die Neuköllner Bären spielen nun wie von der Leine gelassen: Schnelles Umschaltspiel, echter Teambasketball und Systeme, die wirklich funktionieren – die gute und gut besuchte Saisonvorbereitung macht sich erkennbar bemerkbar. Und während der neu verpflichtete Großbär sich bei seinem Spiel auf ein einziges Gelenk beschränkt, demonstriert ein anderer, was mit unbegrenzt vielen Gelenken möglich ist: Wilde Pirouetten und Schrauben unter dem Korb, Kranich-Würfe von der Dreierlinie und spektakuläre Dunks. Es läuft nicht für jeden alles, aber an diesem Tag bleibt für alle Gäste in der Max-Schmeling-Halle ein Grinsen auf dem Gesicht. Endstand: 44:72.

 

Es ist also vollbracht: Der SV Neukölln 09 schafft im elften Spiel den ersten Sieg gegen das Brauereien-Team – das ab jetzt nur noch unter seinem neuen Namen genannt werden wird – sorry dafür! Gleichzeitig gelingt der optimale Start in die neue Liga, und man darf gespannt sein, was dieses Team hier noch reißen wird. Weiter geht es direkt am kommenden Samstag, 21. September, beim Heimspiel gegen VfL Lichtenrade 2.