Bären gegen Hellas: eine Neuköllner Odysee

Der SV Neukölln 09 1 hat Hellas Basket zu Gast, dieses Mal die erste Mannschaft der Steglitzer. Von Kampf und Physis waren die letzten Begegnungen geprägt – und die Bären sind besonders motiviert, weil ein wichtiger Neuzugang ebenfalls Hellene ist. Die Gäste auf der anderen Seite reisen stark geschwächt mir nur sieben Spielern an und müssen sich nun vor lauter Kulisse in der Bärenhöhle beweisen. Der ausweglose Kampf in Unterzahl hat schließlich eine besondere Bedeutung für die antiken Griechen.

Von der Zeitumstellung noch geschwächt, verschlafen die Bären fast schon traditionell den Start in ihr Heimspiel. In der Offensive ist zu wenig Bewegung, und man verlässt sich zu sehr auf den Dreier – obwohl Neukölln unter dem Korb klar überlegen ist. Die Gäste dagegen blocken sich abseits des Balles gut frei und treffen sicher von außen. Die Phalanx der Hellenen macht es den Bären schwer, zu freien Würfen zu gelangen. Nach fünf Minuten steht es 2:10. Erst jetzt besinnen sich die Bären auf ihre Missmatches und bringen den Ball unter den Korb. Ein frisch rekrutierter Großbär erzielt sechs Punkte in Folge – unanswered! Hinten lassen die Bären nun die Pranken fliegen und Hellas sich ihre Punkte an der Linie verdienen. Mit drei aus sechs gegnerischen Freiwürfen kommt der SV dabei gut weg und nach zehn Minuten auf zwei Punkte heran: 20:22.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts gehen die Bären dann ausgerechnet durch ihren griechischen Neuzugang in Führung. Das ist die Initialzündung – die Halle ist elektrisiert und die Spieler mit vollen Emotionen dabei: Der SVN legt einen 18:0-Lauf aufs heimische Parkett, so dass die Hellenen zwei Auszeiten innerhalb von zwei Minuten nehmen müssen! Das liegt vor allem an guter schneller Ballbewegung. Die Bigs der Bären dominieren nah am Korb und die kleinen schnellen Bären können viele Fastbreaks laufen. Das Momentum ist auf ihrer Seite und sie kontrollieren das Spiel, trotz einiger zweifelhafter Pfiffe. Zur Halbzeit steht es 51:29. Das zweite Viertel geht mit 31:7 klar und deutlich an die Neuköllner Bären!

Wir sind bereits in der Halbzeit, und die Götter sind Neukölln wohlgesonnen. Auf dem Feld aber entsteht plötzlich ein Handgemenge. Es wird geschubst und getrashtalkt. Dabei verliert ein Hellene komplett die Nerven und schlägt einem Bären die Brille aus dem Gesicht. Nein, das ist nicht Sparta, das ist eine klare Tätlichkeit! Ein disqualifizierendes Foul muss folgen. Doch die Refs belassen es bei einem technischen Foul. Ist das Mitleid, weil Hellas sonst nur noch zu sechst wäre? Schwierig!

So beginnen beide Teams die zweite Halbzeit vollzählig. Und die Bären machen weiter, wo sie aufgehört haben: Drei Dreier in Folge erhöhen den Spielstand auf 60:31– die Vorentscheidung. Der SV spielt schnell nach vorne und attackiert damit die Achillesverse der Gäste: Die unterbesetzten Griechen kriechen konditionell auf dem Zahnfleisch und können sowohl das Tempo als auch die Physis der Bären nicht mehr mitgehen. Die Phalanx der Hellenen zeigt nun deutliche Lücken. Vor allem die gute Zone der Bären sorgt bei den Gästen für Schwierigkeiten in der Offensive. Die Passwege sind gut zugestellt und die Helpside kann einige Körbe verhindern. Die Rebound-Überlegenheit – offensiv wie defensiv – macht aus dem dritten Viertel eine Odyssee. Auch bekommen die quirligen Guards des SVN ihre Pranken häufig an die Pässe der Hellenen. Das führt die Bären immer wieder zu Fastbreaks und zu einfachen schnellen Punkten. Die Bären verspüren scheinbar Hunger und gießen schon mal Olivenöl in die heiße Gyrospfanne: nach 30 Minuten zeigt das Scoreboard 77:47.

Obwohl das Spiel nicht mehr zu gewinnen ist, kämpfen die Hellenen weiter und sich tatsächlich wieder heran. Frei von der Aussicht, das Ding hier noch drehen zu können, nehmen sie schnelle Würfe von außen und treffen tatsächlich sehr viele von diesen. Allein in den finalen vier Minuten des Spiels erzielen die Steglitzer 17 Punkte ohne Antwort, dabei schon mit nur noch sechs verfügbaren Spielern. Großen Respekt für diese Leistung! Doch am Ende siegen doch die Bären, und das absolut verdient, mit (gerade einmal) 86:76.

 

Der schwerste Gegner des SV Neukölln 09 waren an diesem Tag nicht die Gäste aus Steglitz – so viel steht fest. Deshalb spiegelt das Ergebnis am Ende nicht wirklich den Klassenunterschied auf dem Feld wieder. Den Hellenen muss allerdings attestiert werden, dass sie bis zum Schluss gekämpft haben, auch wenn das Spiel bereits im dritten Viertel entschieden war. Fünf Bären scoren zweistellig und bis auf einen punkten sie alle. Mit Teamplay und einer ausgewogenen Leistung schlägt der SV Neukölln 09 die guten Einzelleistungen der beiden besten Hellenen, die zu zweit 52 der 76 Punkte erzielen. Mögen die Götter des Olymps uns weiter gewogen bleiben!