Durch eine starke Mannschaftsleistung beim TSV Rudow 2 bleibt die zweite Mannschaft des SV Neukölln 09 auswärts ungeschlagen in der Bezirksliga C. Fast das ganze Spiel bringen die Bären einen seriösen Basketball aufs Feld, und am Ende wird sogar noch etwas gezaubert. 54:72.
Ein Sieg ist Pflicht für den SVN, sollen noch alle Möglichkeiten nach oben offen gehalten werden. Denn bei bisher drei Losses und nur noch vier verbleibenden Spielen könnte eine unglückliche Niederlage bereits den K.O. im Aufstiegskampf bedeuten. Auch Rudow hat – gegen den Abstieg kämpfend – noch etwas zu verlieren, plant zwei Punkte gegen die Bären aber im Vorfeld sicher nicht fest mit ein. Bei fiesestem Schmuddelwetter sind alle Mann froh, den Sonntagnachmittag beim „kleinen Neukölln-Derby“ in der Halle zu verbringen. Auf geht’s!
Auf dem Court sehen die Zuschauer zu Beginn einen deutlichen Klassenunterschied: Team Loco hat sich zwei neue Offensivsysteme überlegt, die sofort Wirkungstreffer erzeugen. Sicheres Passspiel bringt die Bären in der Mitteldistanz und unter dem Korb in Position. Die Würfe werden vor allem durch die Bigs und Flügelspieler sicher verwandelt, und nicht weniger als fünf Mal schickt Rudow die SV-Spieler an die Linie (7/10!). Die Gastgeber kommen einzig durch ihren herausragend aufspielenden Center zu Punkten, gegen den die Bären-Defensive kein rechtes Mittel findet. Immer wieder greift er sich den Offensivrebound nach Backsteinwürfen von außen, verwandelt sicher und hält sein Team halbwegs im Spiel. Zwölf der ersten 16 Punkte muss er allein für seine Farben erzielen.
Mit ein wenig Foul Trouble und Wechseln beim SVN pendelt sich das Niveau beider Teams etwas ein. Auf beiden Seiten wird nun viel verworfen; speziell über die Dreier-Statistik der Hausherren hüllt man besser den Mantel des Schweigens. Rudow erweist sich durch unnötig viele schnelle Würfe von außen einen Bärendienst; denn so verpassen sie die Chance, wirklich ranzukommen. Mit sauberer, weitgehend sicherer Defense auf beiden Seiten geht es ein wenig Hin und Her, und die Bären bleiben zweistellig in Front. 25:36 zur Halbzeit.
So langsam wird es ernst für beide Mannschaften, und die Intensität nach dem Seitenwechsel steigt spürbar an. Es kommt nun wesentlich mehr Härte ins Spiel, Zweikämpfe werden giftig ausgetragen, und das spielerische Niveau sinkt. In den ersten fünf Minuten des dritten Viertels gelingt beiden Teams jeweils nur ein Korberfolg, dafür tragen einige Spieler Blessuren davon – bei den Gästen segnet ein Stück Zunge das Zeitliche, und nach einem Zusammenprall mit den Köpfen gibt es ordentlich Ohrensausen. Vier Bären-Spieler handeln sich zudem Foul Trouble ein und müssen um den weiteren Spielverbleib zittern. Und wieder kommt einzig der Rudower Center zu Korberfolgen – kann jedoch nicht verhindern, dass die Bären im Eichhörnchenmodus weiter davonziehen. Zum Viertelende verhindert ein Bär per Monsterblock letzte Punkte für den TSV und lässt die Gästebank jubeln. 33:48.
Team Loco spielt nun sehr seriös und schafft es immer wieder, die individuellen Stärken einzelner Spieler einzusetzen – die Geschwindigkeit der Kleinbären und die Treffsicherheit der Bigs. 18 Punkte Vorsprung sind es bereits nach 35 Minuten – da ist es einem Rudower zu viel. An der Mittellinie stößt er den Point Guard des SVN ohne Not in den Rücken und holt sich ein verdientes Unsportliches ab. Doch die fälligen Freiwürfe werden liegengelassen, und die TSV-Teamkollegen verstehen die Aktion als Initialzündung, noch einmal Gas zu geben. Angeführt von ihren Bigs schaffen sie einen 10:0-Run.
Timeout SVN und noch einmal Luft holen. Und mit zwei Minuten auf der Uhr schalten die Gäste wieder auf höchste Konzentration um. Rudow will nun so schnell wie möglich aufholen und bekommt als Quittung fast bei jedem Angriff den Ball geklaut. Bei den Bären weiß besonders „der Bart“, was die Stunde geschlagen hat und erzielt sieben seiner 15 Punkte in den Schlussminuten. Als Topscorer fungiert aber wieder der Dread Bear und sorgt auch noch für die Szene des Spiels: An der Mittellinie stealt er – bereits in der Luft befindlich – den Ball, dreht eine wilde Pirouette und fabriziert im Rajon-Rondo-Style einen beidhändigen No-Look-Pass erfolgreich bis unter den gegnerischen Korb. Die Bärenbank tobt und steht kurz vor dem Platzsturm. Das Spiel ist aus, spätestens jetzt. Endstand: 54:72.
Ein bisschen loco, aber ganz viel serious: Der SV Neukölln 09 2 zeigt eine reife, mannschaftlich geschlossene Leistung und bleibt auswärts ungeschlagen. Bei drei Spielern mit vier Fouls und drei weiteren mit drei muss man die Menge kritisieren, aber zugleich das gute Trouble Management loben. Doch die zweite Rudower Mannschaft als Gegner ist nun nicht mehr der Maßstab: In den beiden folgenden Spielen gegen die Tiger und in Spandau entscheidet sich, wohin die Reise nach einer hervorragenden ersten Bezirksliga-Saison nach dem Sommer weitergehen wird.