Auch große Katzen können weinen: Bären holen fünften Sieg in Folge

Der SV Neukölln 09 setzt seine Siegesserie in der Landesliga unbeirrt fort: Bei den BC Lions Moabit 2 ist von der ersten Minute Feuer im Spiel – die Bären nutzen die sich bis zum Ende steigernde Intensität auf ihre Weise und gewinnen am Ende klar – 72:82.

Bereits vor dem Spiel stellt der SVN mit vier Siegen in Folge den Vereinsrekord in der Landesliga auf. Der extrem knappe Sieg bei Alba Berlin 4 aus der Vorwoche lässt die Bärenbrust noch immer stolz schwellen. Umso bemerkenswerter, da das Team weiterhin ersatzgeschwächt ist – der US-Neuzugang im Backcourt fehlt ebenso weiterhin wie der etatmäßige Center, der sich aber als Agressive Leader in den Auszeiten ein ums andere Mal verdient macht. Die BC Lions auf der anderen Seite haben jüngst durch ganz sicher unnötige Niederlagen gegen Abstiegskandidaten die eigenen Aufstiegschancen leichtfertig verspielt. Trotz großem Talent scheinen Einstellung und Motivation Ansatzpunkte, um diesen Gegner zu „knacken“, nachdem im Hinspiel am Ende eine sich wesentlich höher anfühlende Niederlage mit acht Punkten minus in die Bücher einging.

Zunächst aber bestimmen die jungen Löwen aus Moabit ihr Heimspiel. Direkt der erste Fastbreak wird per Dunk abgeschlossen, weitere ähnliche Abschlüsse folgen. Die Heim-Zuschauenden sind guter Dinge, auch wenn den Gästen aus Neukölln Würfe von außen gegeben werden. Die ersten neun Punkte für die Bären sind sämtlich Dreier; angesichts kurzer Dreipunkt-Linien und vieler offener Würfe hätten es gerne ein paar mehr sein können. Doch die Fellmonster verlieren etwas zu leichtfertig die Bälle und stehen der Early Offense der Gegner unsortiert gegenüber. 24:17 – leistungsgerecht.

Die Bären schauen nun einmal an sich herunter, auf die Gegner, zurück auf sich selbst: Die jungen Löwen sind rank und schlank, haben deutliche Vorteile in Größe und Beweglichkeit. Selbst ist man, nun ja, etwas beleibter, kompakter gebaut, erfahrener und im besten Sinne kräftiger. Zeit, diese Assets wortwörtlich in die Waagschale zu werfen. Und so geben die Fellmonster deutlich Kontra, begnügen sich nicht damit, unter dem Korb zu punkten, sondern verschaffen sich nun immer wieder zunächst räumlich Platz, um dem keuchenden Gegner dann einzuschenken. Auch in der Defensive wird dagegen gehalten – BCL kann zwar weiterhin scoren, aber es wird ihnen deutlich schwerer gemacht, und spürbar geht den jungen Wilden nach jedem Angriff mehr die Pumpe. Schritt für Schritt kommt der SVN heran. Doch die Körperlichkeit hat auch ihren Preis: Beide Starting Bigs sind in Foul Trouble und haben Mühe, sauber UND hart zu bleiben. Mit 45:40 geht es in die Pause.

Aus der Halbzeit kommen zunächst wieder die Gastgeber mit mehr Ruhe und kleinen Vorteilen. Doch die Bären steigern ein weiteres Mal die Intensität. Mit Early Offense, mit starkem Zug zum Korb werden ein ums andere Mal Nadelstiche gesetzt, immer wieder gefolgt von direkt anschließenden Ballgewinnen und mächtigen Prankenhieben. Angeheizt von einer lauten Bank und aufkommenden Gästefans sorgt ein 4:18-Lauf dafür, dass die Bären das Viertel deutlich für sich entscheiden und dass das Spiel mit 57:60 ins Schlussviertel geht.

Erstaunlich, wie wenig BC Lions als Heim-Team dem entgegenzusetzen hat. Obwohl immer noch innerhalb von vier Punkten haben die Gäste Oberwasser wie während eines Blowouts. Die harte Spielführung der Bären zeigt deutlich Wirkung – bezeichnend eine Szene, in der der „fliegende Holländer“ vom SVN im Dribbling seinen Gegner über das ganze Spielfeld hinweg abhängt, ihn dann auf einem Punkt seiner Wahl aussteigen lässt und sicher abschließt. Oder wie der „Neukölln Greek Freak“ sich in den Schlussminuten gegen ausgepumpte Löwen ein ums andere Mal das offensive Brett sichert und ein persönliches Double-Double erarbeitet. In Minute 37 bricht Moabit in sich zusammen. Ihr junger Center (-> 1. Aktion) verabschiedet sich mit dem fünften Foul, der Rückstand wird zweistellig und bleibt bis zum Ende. 72:82.

 

Einmal mehr schafft es der SV Neukölln 09, das (noch) vorhandene Potenzial nahezu komplett abzurufen und einen mindestens gleichwertigen Gegner zu besiegen. Störende Zwischentöne, unnötige Technische Fouls und Animositäten fehlen, dafür steht das Team zusammen und kann so über vieles hinweg gehen, was technisch und taktisch weiterhin nicht läuft. Noch zwei Spiele zum Spaß haben an Team Serious in dieser Saison, Auf- und Abstieg sind nicht mehr möglich. Freuen wir uns darauf.