12 Bären in der Eichhörnchenfalle – und am Ende mit leeren Pranken

Der SV Neukölln 09 3 kassiert im dritten Spiel die erste Niederlage in der Kreisliga. In einer hochspannenden Begegnung geben die Gastgeber vom Tiergarten ISC 2 das Momentum nie ganz ab und entscheiden schließlich die Begegnung mit der Schlusssirene für sich (64:62).

Mit einem guten Gefühl reist die dritte Bärenmannschaft zur Auswärtsaufgabe nach Moabit, mit vollbesetzter Bank und zwei Siegen im Rücken. In der zerklüfteten Kreisliga mit nur noch neun Mannschaften kann jedes Spiel entscheidend sein. Auf der anderen Seite starten die in eichhörnchenrot auflaufenden Tiergärtner mit diesem Spiel in die Saison und können dabei nur auf sieben Spieler zurückgreifen. Doch häufig genug hat man in der Vergangenheit gesehen, wozu unterbesetzte Teams fähig sind …

… und das sieht für die Hausherren vielversprechend aus. Während die Bären einige Probleme haben, ihre physische wie zahlenmäßige Überlegenheit richtig zur Geltung zu bringen, tragen die Eichhörnchen eine klare Arbeitsteilung vor: Während ein bärenförmiger Aufbauspieler sich jeden verfügbaren Dreier nimmt, wovon zwei direkt auch ihr Ziel finden, tankt sich ein graumelierter Flügel-Schlaks immer wieder gut zum gegnerischen Kobel durch und kommt – unterstützt von hastigen Bärenpranken – mehrfach zu Punkten. Zu allem Überfluss kugelt sich einer der beiden SVN-Spielertrainer direkt einmal den Finger aus. Läuft nicht so. 18:14.

Praktisch jeder Zug zum Korb führt für TISC entweder zum Korberfolg oder zu Freiwürfen, das schaut nicht gut aus, und die Gastgeber ziehen auf 11 Punkte davon. Ein zerfahrenes Spiel entwickelt sich hier, fast minütlich durch Foul-Pfiffe unterbrochen. Die Bären punkten durch eine größer werdende Rebound-Überlegenheit, vergessen dann aber immer wieder, die 3er-Schützen des Gegners zu verteidigen. So geht auch das zweite Viertel an die Eichhörnchen. Positiv: Man weiß, was es beim Pausentee zu besprechen gibt. 31:24.

Und das scheint effektiv gewesen zu sein: Die Bärchen kommen ausgeschlafen und mit erhöhter Schlagzahl aus der Kabine. Ein erster Ballverlust wird unmittelbar durch Gegenpressing zurückgewonnen und verwertet. Auch die folgenden Angriffe der Hausherren werden im Keim erstickt und unter dem gegnerischen Korb durch clevere Steckpässe und einfache Korbleger beantwortet. 31:31 – Timeout TISC, und die Bären freuen sich. Doch dann verdreht sich ein Big Bear das Knie in der Defensive, die folgenden Auswechslungen bringen Unordnung ins Spiel, die Eichhörnchen kommen durch freie Dreier wieder in Front. Dann eine faire Geste eines TISC-Spielers, der eine Schiedsrichterentscheidung zum eigenen Nachteil korrigiert, der Big Bear kommt zurück und markiert eine erste Führung für den SVN, doch auch die Gastgeber können zurückschlagen. 45:44.

Die Bären fühlen es jetzt, jetzt können sie auch von außen treffen! Stimmt leider nicht, und durch Fehlwürfe und clevere Gegenzüge straight zum Korb sind die Gastgeber wieder mit sieben Punkten vorn. Hier wird hart gearbeitet, und die Neuköllner schaffen ihrerseits durch Ballgewinne und Fastbreaks den Ausgleich. 51:51 in Minute 34. Erstaunlich, mit wie viel Energie die sieben Eichhörnchen gegen zwölf in mehrerer Hinsicht rotierende Bären agieren und mithalten können. Mehr noch: Nur die guten Laufwege und einfachen Körbe eines auf dem Kopf äußerst wuscheligen Bären halten den SVN hier im Spiel. Trotzdem wieder eine faire Geste, diesmal auf SVN-Seite, eine Schiedsrichterentscheidung für TISC zu korrigieren. 58:59 – Einpunktführung für die Gäste mit eigenem Ballbesitz und 1:33 Minute zu gehen. Doch die Bären sind nervös, verlieren zweimal unnötig den Ball, fangen sich einen Dreier aus der Ecke und einen Freiwurf. 62:59. Dann ein vogelwilder Dreier mit schönen Grüßen an den Basketballgott, und der Ball fällt tatsächlich zum Ausgleich. Sechs Sekunden zu gehen, das sollte die Overtime sein. Doch nein, zum wiederholten Mal fehlt die Zuteilung in der Bären-Defensive, nach zwei schnellen Pässen steht ein TISC-Mann frei unter dem Korb und punktet mit der Schlusssirene. 64:62, aus die Maus.

 

Eine äußerst ärgerliche Niederlage für die eigentlich im Aufwind begriffene dritte Bären-Mannschaft. Einmal mehr schafft es ein unterbesetztes Team gegen eine 12er-Rotation zu bestehen und sogar zu gewinnen. Damit ist auch schon das Wesentliche gesagt: Die zahlenmäßige, zudem physische und auch technische Überlegenheit kann nicht über vier Viertel Dauerdruck zu einem überlegenen Sieg genutzt werden, sondern führt im Gegenteil dazu, dass nur wenige Spieler in den richtigen Spielrhythmus kommen, was zu vielen Fehlwürfen und individuellen Fehlern sowie Abstimmungsschwierigkeiten in der Defensive führt. Beispielhaft dafür zwei im Nachhinein fatale Spielerwechsel mit knapper Führung und 1:33 auf der Uhr, die zu zwei Ballverlusten und dem entscheidenden Fehler in der Verteidigung führen. Doch eigentlich hätte die Katze schon lange vor diesen Schlussszenen für Neukölln im Sack sein müssen. Schade. Aber die Lehren hieraus für die kommenden Spiele sollten neuen Antrieb geben.