Erst deutlich, dann mühsam: Zweite Bären besiegen Tiger

Im Maul-und-Klauen-Derby bei der dritten Mannschaft der Berlin Tiger findet der SV Neukölln 09 2 zurück in die Erfolgsspur. Das 71:85 ist deutlich, aber angesichts der unbesetzten Auswechselbank der Kreuzberger etwas mühsamer als gedacht.

Team Loco ist vor dem Spiel ein wenig ernüchtert. Nach einer fantastischen Hinserie, mit fünf Siegen und dem Erfolg im Topspiel, gab es zuhause gegen Spandau einen ersten Rückschlag, mit dem man irgendwie nicht mehr gerechnet hatte. Gegen die Tiger soll es wieder besser werden, obwohl die Bären in diesem Kreuzköllner Derby zuletzt 2012 gewinnen konnten. Die Vorzeichen stehen aber gut, nachdem die Hausherren gerade einmal mit fünf jungen Nachwuchstigern gegen elf ausgewachsene Fellmonster antreten.

Und die Bären markieren sofort weiträumig ihr Revier in der Tigerhalle: Mit viel Tempo und Power geht es zielstrebig zum gegnerischen Korb. Gegen die Prankenschläge der Bären scheint zunächst kein Kraut gewachsen. Fast jeder Wurf findet den Weg durch die Reuse, und wenn nicht, gibt es immer wieder eine zweite Chance, die genutzt werden kann. Die Tiger versuchen vor allem, unnötige Fouls zu vermeiden und sind überrascht über den Elan der Gäste. Im eigenen Angriff versuchen sie bereits jetzt, an der Uhr zu drehen und sich Würfe von außen freizuspielen. Doch nichts fällt. 0:15! Auszeit des Tiger-Trainers, der bereits mit Vereinsausschlüssen droht. Und diese Ansprache zeigt offenbar Wirkung: Die Plüschpredatoren spielen nun ihre Schnelligkeit aus, sind gut ausgebildet und trickreich und treffen auch einige Würfe von außen. 20:32.

Einige Wechsel bei Neukölln bringen nun frisches Bärenblut aufs Parkett. Die neuen Spieler sollen die Tiger wieder etwas mehr unter Druck setzen, sind aber eiskalt, wenn es darum geht, eigene Punkte zu machen. Reihenweise werden Korbleger verlegt und einfache Würfe liegengelassen. Und die Hausherren bleiben im Spiel, treffen nun ihre Würfe und schaffen einen einstelligen Rückstand. Mit der Starting Five aber kommt die Dominanz des SVN zurück, die Defensive funktioniert wieder besser und Fastbreaks werden schnell abgeschlossen. Ein krachender Dunk bringt die Bären auf 15 Punkte weg, zur Halbzeit steht es 29:48.

Hier wird nun nur noch über die Höhe des Sieges spekuliert, und auch die Bankspieler der Bären kommen ins Rollen: Speziell das Unicorn aus Urfa findet immer wieder die besten Cuts direkt unter den Korb und wird mehrfach mustergültig bedient. Die Tiger finden keinen Zugriff, es riecht nach Blowout. Immer wieder schlagen die SVN-Spieler sicher zu oder krallen sich die Offensivrebounds für zweite Chancen. Viertelübergreifend gelingt den Bären ein 3:20-Run zum 32:58. Doch die so hoffnungslos unterbesetzten Hausherren beweisen Moral und kommen spielerisch zurück. Immer noch schnell auf den Beinen und enorm ballsicher finden sie wieder ihre Würfe und überraschen die sich zu sicher fühlenden Gäste mit einer eindrucksvollen Wurfquote.

Das ist jetzt wirklich klasse, was die fünf Tiger zusammenbekommen, sie kommen bis auf vier Punkte heran (65:69)! Die Bären müssen noch einmal alle Fettvorräte mobilisieren, die Anstrengung steht ihnen ins Gesicht geschrieben, für noch notwendige Punkte muss wirklich gearbeitet werden. Was zu Beginn des dritten Viertels noch spielend leicht aussah, erscheint nun als große Aufgabe. In den letzten Minuten muss sogar eine Fullcourtpress der Tiger überwunden werden – wo nehmen die ihre Energie her? Am Ende fallen dann doch ein paar Würfe mehr beim SVN und das Ergebnis sieht zufriedenstellend deutlich aus. Doch das war härter als gedacht. Endstand: 71:85.

 

Am Ende zählt ein deutlicher Sieg, und nichts weiter. Erster Derbysieg seit 2012, jut! Doch warum mussten die Bären im Schlussviertel überhaupt noch einmal zittern – bei einem vorangegangenen 26-Punkte-Vorsprung? Während etwa im Spiel gegen BBS die Taktik den Ausschlag für den SV Neukölln gegeben hat, hätte sie hier fast in eine peinliche Niederlage gemündet: Mit elf fitten Spielern gegen fünf Gegner muss eigentlich wesentlich mehr Druck erzeugt werden – über das ganze Spiel und eigentlich auch über das ganze Spielfeld. Doch von einer sinnvollen Rotation sind die Bären hier meilenweit entfernt. Gerade einmal sechs Spieler werden in die Rotation integriert, alle anderen kommen nur zu Kurzeinsätzen. Das ist mindestens fragwürdig und hätte in manch anderem Spiel wohl den Sieg gekostet. Dass am Ende fünf Tiger noch Luft haben, um gegen die fast durchspielenden Bären zu pressen, darf eigentlich einfach nicht sein. Besser machen, weiter siegen! Am nächsten Spieltag geht es zum Doubleheader gegen TuS Neukölln.