Schon im Winterschlaf? Zweite Bären mit erster Saisonniederlage

Das zweite Team des SV Neukölln 09 startete als Aufsteiger unerwartet furios in die neue Bezirksliga-Saison. Eine Siegesserie von fünf Spielen in Folge übertraf alle Erwartungen bei Weitem. Heute ist die erste Mannschaft des TSC Spandau zu Gast und die Bären wollen weiter an der Sensation schnuppern. Das Engagement der Neuköllner Spieler ist an diesem Tag überragend. So überragend, dass für den 12er-Kader 15 Spieler gekommen sind. Die erste Herausforderung muss der Bärencoach bereits bewältigen, bevor das Spiel überhaupt begonnen hat: Er muss drei Bären aus dem Kader streichen.

Das Spiel startet nervös – beide Seiten brauchen einige Angriffe, um sich eine gewisse Sicherheit im Spielaufbau zu erarbeiten. Die Bären geben den Ball in die Hände ihres Starting Centers. Da er einen klaren Größenvorteil hat, erzielt er die ersten vier Punkte für den SV Neukölln. Er hätte sogar 6:2 erhöhen können, vergibt aber beide Freiwürfe. Die Gäste können stets antworten, und Mitte des ersten Viertels zeigt die Tafel 10:9. Dann greift unser Dreadlock Bear mit seiner riesigen Pranke nach der Spielkontrolle: Er holt hinten die Rebounds, bringt den Ball nach vorne und sucht Coast2Coast den Abschluss. Mit diesem Push punktet er allein sieben in Folge und neun im ersten Viertel. Doch die Spandauer können erneut antworten – auch sie gehen vermehrt zum Korb, aber finden den besser postierten Schützen an der Dreierlinie. Dadurch treffen sie drei Dreier in den letzten beiden Minuten und können sogar wieder die Führung übernehmen. Nach zehn turbulenten Minuten steht es 17:18.

Im zweiten Viertel starten die Neuköllner stark! Sie setzen weiter ihre großen Leute in Szene und werden belohnt: Ein 5:0-Run sorgt für die Führung nach 13 Minuten. In der Defense können die Bären ihre Pranken jedoch leider nicht bei sich behalten: Da die TSC-Spieler immer wieder hart zum Korb ziehen, provozieren sie viele Reach-In-Fouls und kommen an die Linie. Die Bären sind hinten zu ungeduldig. Die Spandauer bekommen 14 Freiwürfe in diesem Viertel – allerdings stellt sich die die defensive Ungeduld als gute Taktik heraus: Die Gäste punkten lediglich 4 dieser Würfe – alles gute Fouls! Allerdings macht der SVN ebenfalls keine gute Figur von der Linie (1/5). Das Problem befindet sich im Angriff der Bären. Die Gäste erhöhen den Druck auf den ballführenden Spieler, wodurch den Bären die Spielideen und offenen Würfe abhanden kommen. Da die Shot Clock mehrfach abzulaufen droht, müssen gut verteidigte Notwürfe genommen werden. Das sorgt dann für einen 0:10-Lauf der Gäste aus Spandau. Das zweite Viertel zieht sich aufgrund der vielen Fouls und Freiwürfe. Trotz einer schlechten Freiwurfquote können die Gäste ihre Führung ausbauen. Zur Halbzeit steht es 22:30.

Die zweite Halbzeit läuft zu Beginn wieder gut für den SV Neukölln. Durch zwei Einzelaktionen kann der Vorsprung auf sechs verkürzt werden. Aber den Unterschied machen die Spandauer: Sie schaffen es regelmäßig, die Verteidigung der Bären so zu verschieben, dass offene Würfe entstehen. Selbst gegen die gefürchtete Bärenzone passen sie den Ball unter den Korb und kommen zu einfachen Punkten. Die Bären sind in den meisten Fällen eine kalte nasse Nasenlänge zu spät. In der Offense sind die Einzelaktionen der Neuköllner nicht mehr effektiv. Denn die Spandauer haben die gefährlichsten Fellmonster ausgespäht und lassen ihre Helpside rotieren. Die Gäste können den Vorsprung also halten. Zusätzlich haben die Spandauer ihrerseits einen langen Center eingewechselt. Dieser überragt alle anderen Spieler und hat keine Probleme, acht Punkte unter dem Korb zu erzielen. Die Bären können ihn nicht kontrollieren, wodurch der TSC seine Führung weiter ausbaut. Jetzt kommt es auf die letzten zehn Minuten an, den Rückstand wieder aufzuholen. Nach turbulenten 30 Minuten zeigt die Punktetafel 36:48.

Zu Beginn des letzten Viertels werden die Spandauer ermahnt, sich vom Kampfgericht zu entfernen. Die Gäste monieren, dass die Zeitnahme nicht korrekt sei, werden aber vom Schiedsrichter zurückgepfiffen. Die Neuköllner Bären versuchen dieses Momentum mitzunehmen, doch müssen sich immer wieder der gut rotierenden Helpside stellen. Das erschwert die Würfe und beschert dem SV maximal einen Schlagabtausch. Denn die Gäste finden immer wieder Lösungen, nah am Korb abzuschließen. Passiert dies nicht, springt zumindest ein Foul heraus. Mit 7/12 Freiwürfen im vierten Viertel sammeln sie genug Punkte, um die Bären auf eine Prankenlänge Abstand zu halten. Das Spiel ist verloren, aber die Bären scheinen noch nicht damit abgeschlossen zu haben. Die Gäste werden gegen ihren Willen vermehrt an die Linie geschickt, um ein besseres Korbverhältnis zu erzielen – das würde wichtig werden, wenn zwischen Spandau und Neukölln der direkte Vergleich über den Tabellenplatz entscheidet. In diesem Moment macht es die Schlussphase aber lediglich zäh. Der Endstand in der Bärenhöhle ist 57:68, und die zweite Bären müssen ihre erste Saisonniederlage einstecken.

 

Im Endeffekt gewinnen die Gäste aus Spandau trotz vieler Diskussionen mit Schiedsrichter und Kampfgericht verdient das Spiel. Sie wollten den Sieg einfach mehr als die Bären und bestachen durch eine solide Defense. Häufig kam die Helpside rechtzeitig, so dass die Einzelaktionen der Bären nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Ein Indikator dafür sind die sogenannten „Loose-Ball-Situationen“, in denen der pure Wille entscheidet, in wessen Händen der Ball landet: Spandau holt sich diese Bälle und die Neuköllner sind gefühlt immer einen halben Schritt zu spät. Die Offense der Neuköllner war an diesem Tag – trotz des vollen Kaders – zu schwach. Streckenweise fehlt die Spielidee, so dass die Gäste keine Mühe haben, schlechte Würfe zu erzwingen. Zusätzlich erwischten die Bären einen Tag mit wackeligen Pranken und treffen die wenigen gut herausgespielten Würfe nicht konstant. Der SV Neukölln verliert das Spiel im zweiten Viertel, das sie mit 5:12 abgeben. Die Bären kämpfen sich mehrmals auf Schlagdistanz heran, aber der TSC Spandau findet jedes Mal die passende Antwort. Nichtsdestotrotz ist die Sensation – der Durchmarsch in die Landesliga – noch mehr als in greifbarer Nähe. Nach dem nächsten Spiel sind wir schlauer, denn da treffen beide Bärenteams in einem Doubleheader nacheinander auf die Berlin Tiger und Türkiyemspor.