Der SV Neukölln 09 1 verteidigt seine weiße Weste gegen Spandau: Bei der zweiten Garnitur des TSC gibt es den dritten Sieg und ein deutliches 64:93.
Unstetig sind die Neuköllner Bären dieser Tage. Immerhin acht Spieler haben die lange Reise nach Spandau-Staaken angetreten – davon geben aber nicht weniger als drei ihr Saisondebüt. Außerdem steht an der Seitenlinie ein neuer Coach, der eine völlig neue Spielphilosophie zu Team Serious mitbringt. Auf der anderen Seite wartet an diesem Tag ein auf dem Papier schlagbarer Gegner: Der TSC Spandau 2 hatte die Vorsaison leicht negativ abgeschlossen und zuletzt 1:2 Siege eingefahren.
Hinein ins Spiel, in das die Fellmonster sofort wach und entschlossen starten. Wie gewohnt erspielt der SVN sich zielstrebig freie Würfe von außen – die jedoch partout nicht fallen wollen. Doch unter dem Korb packen die Bären die Krallen aus und haben sofort ein deutliches Übergewicht. Die ersten Punkte werden souverän in der Zone eingefahren, dazu hat ein einzelner Graubär zu Spielbeginn auch eine glückliche Pfote von außen. In Ermangelung physischer Vorteile verlassen sich die Gastgeber auf der anderen Seite noch mehr auf den Dreier – und haben das Nachsehen damit. 10:19 nach zehn Minuten.
Mit den drei Saisondebütanten kommt beim SVN nun noch mehr Physis aufs Parkett. Und auch wenn sich der massigste von ihnen direkt einmal mit einem Sideline-Bankshot-Dreier einführt, verlagern die Bären ihr Main Game immer mehr unter den gegnerischen Korb. Direkt am Ring haben die Spandauer schlicht keine Verteidigungsmöglichkeiten, und schnelle Cuts vom Flügel führen zu atemberaubend freien Korblegern. Darüber hinaus fallen nun auch ein paar Würfe von außen rein, und die Bären ziehen davon. 25:46 zur Halbzeit.
Die Hausherren ziehen sich zur Beratung in die Kabine zurück, die Gäste sehen dazu verständlicherweise überhaupt keinen Grund. Und auf dem Parkett liefern sie weitere Argumente: Offensiv spielen die Bären keineswegs perfekt, kommen aber trotzdem immer wieder locker zu freien Würfen aus allen Positionen. Auch konditionell sind die Neuköllner heute deutlich überlegen; defensiv wird konzentriert, aber ohne Maximalaufwand zugestellt. In Minute 24 wächst der Vorsprung auf über 30 Punkte, in Minute 27 haben sich endlich alle Bären auf das Scoreboard eingetragen. Der Auswärtssieg scheint endgültig sicher. 39:69.
Und so gibt sich Team Serious die Gelegenheit, ein bisschen loco zu spielen. Nach einem per Dunk abgeschlossenen Fastbreak kommt der Neuköllner Bankshot-Center zurück aufs Feld und versenkt mit schlafwandlerischer Sicherheit drei Crazy Shots in Folge. An diesem Tag kann er wohl einfach nichts daneben werfen. Allerdings versetzt er nicht nur die Bank in Euphorie, sondern offenbar auch die Bären-Defensive in kollektive Trance. Schwer erklärbar, wie die Spandauer auf dem Tableau nun noch einmal wirklich dagegen halten können. Ein einzelner Staakener schwingt immer wieder gekonnt seine Masse von der Dreierlinie und schenkt den Bären im Alleingang noch einmal 14 Punkte ein. So gewinnt der TSC das letzte Viertel mit 25:24, das Spiel aber geht an die Gäste: 64:93.
Team Serious schafft es tatsächlich einmal, die Konzentration zu wahren. Zumindest drei Viertel lang. Fünf Spieler mit Double Digits sprechen deutlich für eine reife offensive Spielanlage, in der jeweils die bestmögliche Lösung gefunden wird – bei extrem wenigen Turnovern. Andererseits sind 64 Punkte des Gegners bei diesem Aufeinandertreffen deutlich zu viel.
Dass das Potenzial Woche für Woche auf dem Parkett steht, war auch letzte Saison unstrittig. Nominell ist das Team nun sogar stärker, aber noch fehlt die Konstanz, die zu größerer Sicherheit führt. Und ab jetzt gilt es, gegen stärker werdende Gegner zu bestehen. Das nächste Pflichtspiel gibt es am 2. November zuhause gegen Hellas Basket 1.