Es kribbelt immer noch! Auch wenn bereits vor dem letzten Heimspiel der zweiten Bären der Aufstieg in die Bezirksliga klar ist, fühlt sich der krasse Double-Overtime-Krimi (100:95) des SV Neukölln 09 2 gegen die Basket Dragons Marzahn 2 wie ein würdiges Entscheidungsspiel an.
Zu Gast sind also die jungen wilden Drachen, gegen die das Hinspiel knapp verloren ging, obwohl Physis und Erfahrung deutlich für die Bären sprachen. Auch die Marzahner können noch aufsteigen, allerdings nur, wenn sie die Bären in eigener Höhle schlagen. Mit der Hinrundenniederlage im Hinterkopf starten die Bären an beiden Enden des Courts überwältigend. Die Gäste werden in schlechte Würfe gezwungen, worunter ihre Wurfquote zunächst bei 0 % verharrt. Ein 12:0-Run in den ersten zwei Minuten zwingt die Drachen gleich zu Beginn in die erste Auszeit. Wieder auf dem Feld kommen die Nachwuchsfeuerspucker endlich punktemäßig in den Spielbericht, bekommen aber postwendend gleich den nächsten Lauf der Bären eingeschenkt. Vor allem die Big Men der Bären können im Fastbreak und unter dem Korb nicht aufgehalten werden. Gegen Ende des ersten Viertels wird der Schuppenpanzer der Gäste etwas widerstandsfähiger und es fallen einige eigene Würfe. Leichte Schadensbegrenzung nach zehn Minuten: Es steht 23:11 für den SV Neukölln 09.
Weiter geht es mit einer kleinen Flaute – bis auf einen Freiwurf der Gäste aus Marzahn verlieren beide Mannschaften den offensiven Rhythmus. Die Drachen breiten nun ihre Flügel in der Defense aus und verteidigen aggressiver am Ball, was keine einfachen Pässe und Abschlüsse mehr zulässt. Die Bären hingegen arbeiten gut an den Brettern und können sich sowohl defensiv als auch offensiv die Rebounds sichern. Das verschafft den Bigs leichte zweite Chancen und die Bären gehen wieder auf 17 Punkte weg. Doch dann fängt ein bereits aus dem Hinspiel bekannter Drache Feuer und spuckt gleich drei Dreier hintereinander aus. Er sorgt dafür, dass der Rückstand noch im Rahmen bleibt und die Gäste richtig ins Spiel kommen. Die Bären kontrollieren aber klar das Tempo und können die leichten jungen Drachen unter dem Korb teilweise einfach wegschieben. 41:27 zur Halbzeit.
Die zweite Hälfte ist kaum gestartet, schon liefern sich der Kapitän der Bären und ein weiterer Dreierdrache ein Privatduell, das jedoch unentschieden bleibt – bis jetzt. Doch gegen die großen Fellmonster aus Neukölln sind die Drachen heute einfach unterlegen. Zwischenzeitlich mit guter Helpside aus dem Spiel genommen, kommen sie wieder zu Punkten im Fastbreak und im Lowpost. Doch die Bigs der Dragons halten dagegen und halten den Schlagabtausch aufrecht. Der Vorsprung bleibt fast unverändert – 63:50 nach 30 Minuten.
Das Schlussviertel läuft zuerst gut für den SV: Die drei dominierenden Bären übernehmen Verantwortung und führen den SV ein weiteres Mal auf 17 Punkte davon. Doch ein wilder Feuerspucker schäumt über vor Hitze und splasht zwei weitere Dreier hintereinander. Die anderen Drachen lassen sich anstecken und läuten die Crunch Time mit einen 0:9-Run ein. Die Bären hingegen verlieren zunehmend den Kopf und treffen überhastete Entscheidungen. Das führt zu einigen Turnovern und schlechter Transition Defense, die auch für den Drachenlauf verantwortlich sind. Auszeit! Noch zwei Minuten, und die Bären sind mit sieben vorne. Eine machbare Aufgabe eigentlich, denn die Schuppenflügler aus Marzahn brauchen drei erfolgreiche Abschlüsse, um heranzukommen. Sie kommen an die Linie, 2/2 – 78:73. Die Dragons verteidigen nun im direkten Gegenzug gut, schnappen sich den Ball und kommen zu einfachen Fastbreak-Punkten – 78:75. Die Bärenpranken zittern. Mit etwas weniger als 20 Sekunden auf der Uhr haben sie den Ball, aber werfen ihn mit einem langen Pass, der nicht sein Ziel findet, einfach weg. Sie nutzen nicht die Uhr und lassen sich foulen, sondern bringen die Drachen 15 Sekunden vor Schluss in Ballbesitz! Unfassbar! Auszeit Dragons! Die Gäste bringen den Ball ins Feld und laufen einen einfachen Handoff auf dem Flügel für den bereits heißen Dreierdrachen. Der zweite Bär ist zu weit weg, und die Dragons gleichen mit zehn Sekunden auf der Uhr aus: 78:78. Die Bären sind sprachlos, aber bekommen noch einmal den Ball. Ein Dreier, der von den Gästen aus Marzahn gut verteidigt wird, findet nicht sein Ziel und wir gehen in die Overtime!
Uiuiui! Die Bären verlieren das letzte Viertel mit 15:28 und müssen aufgrund zweier unnötiger Aktionen in die Verlängerung. Natürlich ist der psychologische Vorteil nun bei den jungen Feuerspeiern aus Marzahn, da sie einen Rückstand von 17 Punkten auswärts aufgeholt haben und noch immer den möglichen Aufstieg vor Augen haben. Befeuert von dem Clutch-Dreier zum Ausgleich kurz vor Schluss der regulären Spielzeit spielen die Dragons nun befreiter auf und treffen gleich den nächsten Dreier, obwohl der Schütze bereits bekannt sein sollte. Die großen Drachen fliegen geradezu in die Fastbreaks mit und zeigen viel Ballgefühl. 83:87. Doch der Bär, der mit seinen beiden Fehlern den Marzahnern erst die Overtime ermöglichte, fasst sich ein Herz und bringt den SV auf zwei Punkte heran. Dann verteidigt er gut, läuft den Fastbreak mit und zieht kurz vor Schluss das Foul. Beim Stand von 85:87 geht er an die Linie und macht seine Fehler mit ganz kalter Schnauze wieder wett. Beide Freiwürfe sitzen, und der SV schafft es in die zweite Overtime. 87:87.
Double Overtime – und die Halle ist bereits mit den Mannschaften des nächsten Spiels gefüllt. Auch auf der Tribüne ist die Spannung kaum noch erträglich. Wie zuletzt übernehmen nun die Führungsspieler der Bären. Ein 11:3-Run zeigt den körperlich unterlegenen Drachen wieder ihre Grenzen auf. Gute Ballbewegung und die Dominanz unter dem Korb sorgen am Ende für einen verdienten Sieg zum Saisonabschluss! In der Bärenhöhle regnet es Lachse und die Atmosphäre ist ansteckend wie nie! Nach 50 intensiven Minuten steht es 100:95!
Der vierte Heimsieg in Folge führt die Bären zum Aufstieg! Zum zweiten Mal knacken sie in dieser Saison die 100-Punkte-Marke, und der Kapitän erzielt mit 37 Punkten einen neuen Punkterekord für die zweite Bärenmannschaft. Der SVN zeigt von Beginn an seine Überlegenheit in der Physis und beim Fastbreak, doch verliert in der zweiten Hälfte für kurze Phasen den Fokus und fängt sich dadurch zu viele einfache Punkte. Der Sieg hätte bereits in der regulären Spielzeit klar sein können, aber das wäre sicherlich zu langweilig und einem solchen Saisonfinale unwürdig gewesen! Am Ende entscheidet die Team-Defense, der aufopferungsvolle Einsatz aller Bären und ein Trio InBärNale, welches ab dem vierten Viertel alle Punkte der Bären erzielt. Ein denkwürdiges Spektakel der Rekorde, das hier und heute mit dem mehr als verdienten Aufstieg bereits im zweiten Jahr der Mannschaft gekrönt wird! In der nächsten Saison werden zwei Neuköllner Bären-Clans die Bezirksliga in Basketball-Berlin aufmischen.