Like a Virgin: Zweite Bären deflorieren Türkiyemspor Berlin

Die zweite Mannschaft des SV Neukölln 09 hat am vorletzten Spieltag der Kreisliga C ihre Aufstiegsambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Gegen das hoch favorisierte Team von Türkiyemspor Berlin setzten sich die Bären verdient mit 85:71 durch.

Erster gegen Zweiter – das klingt zunächst nach einem Duell auf Augenhöhe. Doch während der SVN bereits vier Saisonniederlagen hinnehmen musste, ist Türkiyemspor wie eine Dampfwalze durch die Liga gerollt und erteilte den Bären im Hinspiel mit einer 50-Punkte-Klatsche eine deutliche Lehrstunde. Den Hausherren werden vor dem Spiel allenfalls Außenseiterchancen gegen den klaren Tabellenführer eingeräumt, eigentlich ist eine Niederlage schon einkalkuliert.

Das Spiel findet ungewohnterweise in der engen, rutschigen Sporthalle der Regenbogenschule statt. Daran müssen sich beide Teams erst einmal gewöhnen, was den Gästen aus Kreuzberg zunächst einmal besser gelingt. Während in den ersten Minuten auf beiden Seiten viele Würfe daneben gehen, schafft es der Favorit besser, zumindest einige Gelegenheiten zu nutzen und geht mit 0:7 in Führung. Doch die Bären sind hochmotiviert, haben superschnelle Beine in der Defensive, kommen über den Kampf und Zug zum Korb ins Spiel. Auch das Großbärendoppel in der Zone ist ein echtes Pfund, mit dem kaum ein Rebound abgegeben wird. 21:16 nach dem ersten Viertel.

Können die Bären das hohe Tempo weitergehen? Die Gäste treten hier zwar nur mit sieben Mann an, aber auf der anderen Seite fehlt der Coach, und der Respekt ist groß vor dem Liga-Dominator. Doch der SV Neukölln macht unbeirrt weiter, wo er aufgehört hat, und trifft mit hoher Präzision unter dem Korb und aus der Mitteldistanz. Wie bereits im Hinspiel wird von Türkiyemspor-Seite viel diskutiert, was zum ersten von zwei technischen Fouls führt. Der verwandelte Freiwurf bringt eine 11-Punkte-Führung! Was ist denn hier los? Die Gäste müssen kämpfen und beißen, und irgendwie schaffen sie es trotz der vielbeinigen Bärendefensive, zu freien Würfen zu kommen. Mit drei verwandelten Dreiern halten die Kreuzberger das Viertel in der Waage und begrenzen das Pausenergebnis auf 37:32.

Noch immer mag man es beim SVN nicht recht glauben, dass hier vielleicht wirklich etwas drin ist. Im Hinspiel sah der Spielverlauf ähnlich aus, doch Türkiyemspor führte trotz alledem – in der zweiten Hälfte mussten die Bären dann dem hohen Tempo Tribut zollen und brachen komplett ein. Das Gegenteil tritt an diesem Tag ein: Die Bären bleiben hochkonzentriert und legen sogar noch eine Pranke drauf. Defensiv werden nun auch die Dreier der Gäste effektiv verhindert. Und offensiv wird ein Feuerwerk abgebrannt. Mit Macht und feiner Fußarbeit gehen die Bären zum Korb, und auch von außen treffen sie jetzt. Zwischenzeitlich 16 Punkte Vorsprung! Doch die konditionell sichtlich angeknockten Gäste kämpfen sich noch einmal heran. Sie haben hier nichts zu verlieren außer ihre weiße Weste, werfen sich aber trotzdem zu 100 Prozent rein. Toller Sportsgeist – aber noch bemerkenswerter, dass der SVN als Underdog auch dieses Viertel gewinnt. 62:54.

Während alle Spieler sich nun auf das Basketballspielen konzentrieren und sich verbissen in die Zweikämpfe werfen, kommen Störgeräusche von außen – von der Türkiyemspor-Bank: Mit Referees und Anschreibetisch wird sinnlos diskutiert, und nur mit einigem guten Willen der Spielleitung entkommt einer der Gäste-Spieler seinem fünften Foul und so dem Spielverweis. Während zu nachlassenden Kräften und einiger Verzweiflung bei Türkiyemspor nun auch der Stimmungskiller von außen kommt, bleiben die sonst in engen Spielen gefährdeten Bären kalt wie eine Bärenschnauze und treffen bis zum Ende, wie sie wollen. Als hätten sie nie etwas anderes gemacht, verteidigt das Team den Vorsprung und baut ihn sogar wieder aus. In der 40. Minute versucht der Tabellenführer noch einmal das Unmögliche – einen 13-Punkte-Rückstand aufzuholen – reingerollte Bälle, schnelle Abschlüsse per Dreier, Fullcourtpress, Fouls, um die Uhr zu stoppen, doch alles das bringt nichts mehr – auch weil die SVN-Spieler jetzt fünf aus sechs Freiwürfen treffen. Die Bären gewinnen verdient mit 85:71.

Wieder eine Premiere: Das landesligaerfahrene, neu zusammengestellte Team von Türkiyemspor Berlin muss unerwartet doch noch eine Niederlage in der Kreisliga einstecken. Das erinnert stark an letzte Saison, als die Bären am letzten Spieltag gegen den Liga-Dominator DBV Charlottenburg eine 75-Punkte-Hinspielniederlage „rächte“. Doch diesmal ist die Saison noch nicht gelaufen – der Aufstieg ist noch möglich – auf jeden Fall mit einem Heimsieg im letzten Spiel gegen die Basket Dragons aus Marzahn.