Der SV Neukölln 09 bleibt im 13. Saisonspiel auf Kurs in der Bezirksliga B. Bei dem zuletzt erstarkten Team von DBV Charlottenburg 3 gelingt ein überzeugender Auswärtssieg: 54:80.
Alles andere als günstig erscheinen die Vorzeichen zum Spiel: Ein hartnäckiger Bärenschnupfen zwingt die Hälfte der Fellmonsterhorde zum Verbleib in der eigenen Höhle, und von den verbleibenden Spielern ist noch einmal die Hälfte sicht- und hörbar angeschlagen. Die Burgherren von der Leistikowstraße konnten dagegen in den letzten Wochen vor Kraft kaum gehen und haben sechs Gegnern in Folge die Grenzen aufgezeigt.
Doch wichtig ist aufm Platz – und auf diesem erwischen die Bären einen unerwartet guten Start. Die Ritter der Charlottenburg haben strikte Order, ihre Zone mit allen Mitteln zu verteidigen, und der SVN reagiert gut darauf – cuttet, gibt den Extrapass und kommt zu freien Schüssen aus Mittel- und Ferndistanz. Doch dann übertreiben es die Bären, nehmen wilde Würfe, werden geblockt, treffen nicht mehr. Auf der anderen Seite erlebt ein gelber Ritter seinen dritten Frühling und startet praktisch im Alleingang einen 12:0-Run. Immer schön 1 gegen 1, mit Haken und Ösen, Turnaround, Stepback und Fadeaway – alles drin. Führung für Charlottenburg, 16:11.
Zweites Viertel, jetzt wird’s wild. Die Bären intensivieren die Defensive und stellen die ballführenden Burgherren nun immer wieder vor unlösbare Aufgaben. Steals, Fastbreaks, krachende Dunks sind die Folge. Und auch im Halbfeldspiel zieht der SVN mit Macht zum Korb, erzwingt im Zweifel Punkte an der Freiwurflinie oder trifft sicher von ganz außen. Die Charlottenburg wird nun fast nur noch vom gelben Ritter verteidigt, den die Neuköllner Defensive nicht unter Kontrolle bekommt: Zur Halbzeitpause steht er bei 15 Punkten. Der SVN führt, wenn auch knapp. 33:36.
Dieses Spiel ist definitiv noch zu ergebnisoffen, findet der Neuköllner Trainer, und greift defensivtaktisch in die Trickkiste. Der „gelbe Ritter“ soll aus dem Spiel genommen werden, und dann soll der Rest der Rittergarde mal zeigen, was in ihr steckt. Das geht für den DBV genau fünf Minuten gut. Dann bricht die Schlachtordnung der Burgherren in sich zusammen. Ihr Zielritter ist von Feinden isoliert, und die Bären bewegen sich schneller als der Ball in der DBV-Kampflinie rotieren kann. Schlechte Würfe und Turnover sind das Ergebnis, und die Neuköllner wissen das für sich zu nutzen. Einfache Fastbreakpunkte und ansehnlicher Teambasketball in der Halbfeldoffensive führen viertelübergreifend zu einem 1:21-Run (!!!).
Nach 34 Minuten sind die Neuköllner Bären überzeugend mit 24 Punkten in Front (43:67) – und lassen bis zum Ende nicht mehr nach. Mit Wohlwollen sieht der Coach, wie erlernte Automatismen greifen, Großbären ihre Physis und Technik unter dem Korb einsetzen können und Graubären auf demselben Level praktizieren wie die frisch aus der Höhle gekrochenen Nachwuchspredatoren. Auch die Burgherren kommen noch einmal ins Spiel zurück, können aber trotz wiedergewonnener Treffsicherheit am Spielende nicht mehr herankommen. Endstand: 54:80.
Am Ende gibt es wieder einen klaren Sieg des SV Neukölln 09 – den man in diesem Fall nicht hoch genug einschätzen kann. Denn mindestens eine Halbzeit lang war DBV ebenbürtig. Angesichts der vorhergehenden Ergebnisse waren die Bären entsprechend gewarnt und nahmen trotz vieler Schwächungen mit voller Motivation den Kampf an. Das Teamspiel in Defensive und Offensive zeigt sich stark verbessert gegenüber den knappen Saisonniederlagen, und nun wartet am kommenden Wochenende der nächste Härtetest gegen Tabellenführer Siemensstadt.