Mit einer großen Energieleistung schafft der SV Neukölln 09 den ersten Saisonsieg gegen eines der Top-Teams der Liga. In einer packenden Endphase beweisen die Bären Nervenstärke und gewinnen verdient gegen den Berliner SC 3 mit 64:58.
Viel Licht und ein wenig Schatten bestimmten die bisherige Saison der ersten Bärenmannschaft. Während gegen die meisten Teams der Bezirksliga C teilweise überzeugende Siege eingefahren werden konnten, gab es gegen die Top-3 bisher nur gelbe Zettel. Auf der anderen Seite setzte sich die dritte Mannschaft des Berliner SC überlegen gegen die Konkurrenz durch und machte im Hinspiel gegen die Bären frühzeitig den Aufstieg in die Landesliga klar. Nun also die letzte Gelegenheit für den SVN, ein Ausrufezeichen zu setzen.
Fokussiert und mühevoll beginnen die weiterhin ersatz- und grippegeschwächten Bären das letzte Saison-Heimspiel. Die Defense steht und lässt nur wenige Punkte (6) in der Anfangsphase zu, dafür steht in der Offense erstmal die 0. Die favorisierten Gäste aus Steglitz haben sich offenbar vorgenommen, jede Korbaktion zu verhindern und füllen rasch ihr Teamfoul-Konto auf. Ein Bärendienst, und die Hausherren nehmen diese Einladung gerne an: Die Pelzpredatoren setzen auch nach verpassten Punkten gut nach, verdienen sich Punkte auf die harte Art und erzwingen einige Offensivfouls. Aus 0:6 wird 8:6 – dann zerfasert das Spiel total. Quasi als Gegenprogramm zum ersten Viertel des vorangegangenen Mittagsspiels führt in diesem fast jede Aktion zu Freiwürfen, mit leichten Vorteilen für die Gäste. 14:17
Mit dem was folgt, haben die Tabellenführer aus Steglitz jedoch nicht gerechnet: Die Bären schwingen nun die ganz große Pranke und reißen das Spiel mit reiner Urgewalt an die behaarte Brust. Im Stile eines Aufsteigers drehen sie in der zuvor nicht eben soften Defense weiter auf und starten einen unglaublichen 16:0-Run mit vielen Fastbreak-Punkten. Der BSC braucht bis Minute 15, um etwas dagegenzuhalten und hält das Spiel zur Halbzeit wieder offen. 35:29.
Nix für die Galerie, heute wird gefightet, sagen sich Hausherren und Gäste wohl in der Halbzeitpause. Weil auch die Steglitzer nun kämpfen wollen, steigt die Intensität ein weiteres Mal. Leichte individuelle Fehler der Bären bringen den BSC wieder heran, begünstigt auch durch teilweise kleinliche Pfiffe. Die Leichtigkeit, mit der zuvor die Punkte für den SVN fielen, ist komplett verpufft, das Spiel ist zäh wie Hammelfleisch und wechselnde Führungen werden hart erarbeitet. 44:42.
Bereits jetzt ist klar, dass das hier kein High-Scoring-Game wird, dafür aber aufgrund vieler Fouls auf beiden Seiten ein sehr langes Spiel. Besonders die Bären tun sich nun wahnsinnig schwer mit dem Punkten. Wenn doch einmal ein Wurf fällt, wird er von der Fan-Tribüne bejubelt wie die Meisterschaft. Die entscheidenden Punkte verlieren die Bären jedoch durch verpasste Defensivrebounds – und liegen nach 35 Minuten 47:51 zurück.
Doch in Neukölln wird hart gearbeitet, auch auf dem Basketballfeld, und so bringen starke Teamdefense und erzwungene Steals den SVN zurück ins Spiel. In Minute 37 steht es wieder 53:53 – und das Ende wird ein Nervenspiel. Die Bären beweisen darin bisher ungesehene Kaltschnäuzigkeit: Während dem BSC kaum noch klare Aktionen gelingen, schaffen es die Hausherren mehrfach, Erfolge unter dem Korb herauszuspielen und zusätzlich an der Linie zu punkten. 11 aus 13 Freiwürfen in den letzten vier Minuten führen kurz vor Schluss zur Vier-Punkte-Führung, und der Sieg wird unter Dach und Fach gebracht. 14 (!!!) Spieler auf beiden Seiten sind zu diesem Zeitpunkt bereits mit drei oder vier Fouls belastet, drei weitere sind bereits raus – für eine Verlängerung ginge beiden Teams wohl das Personal aus. So bleibt es beim verdienten, hart erkämpften Heimsieg für die Bären. Bei 22/29 Freiwürfen gegenüber 23/40 beim Gegner kann man durchaus auch behaupten, dass das Spiel an der Linie entschieden wurde. Endstand: 64:58.
Mit dem Erfolg gegen den designierten Aufsteiger und dem ersten Sieg gegen die Top-3 der Liga reißt der SV Neukölln 09 die letzte psychologische Barriere ein und weist den Weg in die Zukunft. Das beste Saison-Ergebnis der Vereinsgeschichte wird dem ersten Team wahrscheinlich nicht für den Aufstieg reichen; aber die Entwicklung der Mannschaft geht steil nach oben. Man muss sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, um nach dem #TwoWinsDay der Neuköllner Bären zu prognostizieren, dass beide Mannschaften in der nächsten Saison im Kampf um den Aufstieg mitspielen werden.