Untergärig: Bären scheitern knapp bei den Brauereien

Auch im achten Spiel gegen die SVB Brauereien 3 bleibt der SV Neukölln 09 ohne Sieg. In einem ungeheuer intensiven Abendspiel in der Max-Schmeling-Halle liegen die Bären bis kurz vor Schluss in Front, um am Ende doch noch unglücklich zu verlieren. Endstand: 66:62.

Aller guten Bären sind zehn – und ebensoviele Pelzträger sind angetreten, um endlich einmal gegen den SVB zu gewinnen. Die Gastgeber sind ein unangenehmer Gegner: Seit Jahren treten sie mit derselben Stammwürze an. Und im selben Maß, wie Frische und Spritzigkeit abnehmen, nehmen Gärung und Abgebrühtheit zu.

Vom Start weg zeigen die SV-Predatoren, dass mit ihnen heute nicht gut trinken ist. In der Defensive haben die Bären ihre Tatzen überall und unter dem Korb wird es für die Brauereien dunkler als in einer Bärenhöhle. Doch offensiv läuft erst einmal nichts, kein Wurf, kein Korbleger findet den Weg durch die Reuse. 5:0 für untergärige Friedrichshainer mit starker Frühform von der Linie, dann eröffnen die Neuköllner die Jagd. Plötzlich ist die breite Brust da, plötzlich fallen die Würfe, plötzlich wird instinktiv der kürzeste Weg zum Ring gesucht und gefunden. 12:15 zur Viertelpause.

Ein obenrum ausgesprochen zotteliger Bär entdeckt zu Beginn des zweiten Viertels dann, dass er ein sicheres Pränkchen haben kann. Gazellengleich hüpft der Kleinpelz um den Zonenrand und streut innerhalb kürzester Zeit zehn Punkte in des Gegners Korb. Die Pelzkollegen sehen es mit Wohlwollen, fletschen auf der anderen Seite die Zähne und betatzen die Gastgeber in der Defense wieder Dieter Wedel am Filmset. Mit Tempo und Intensität hat der SVB erkennbar Probleme und verliert für einige Minuten seinere innere Malzigkeit. Wenig gelingt, aber genug um den Abstand knapp zu halten. 27:31 zur Halbzeit.

Die zweite Halbzeit beginnt wie die erste: Mit klammen Bärenpfoten in der Offensive. Möglicherweise war das Halbzeit-Pils schlecht? Jedenfalls gehen die Friedrichshainer Braumeister mit lässig herausgespielten Würfen in Führung; nach 23 Minuten steht es 34:31. Individuelle Fehler häufen sich auf beiden Seiten und werden mit schnellen Transition-Punkten bestraft. Die Bären erhöhen noch einmal den Druck (wie ist das überhaupt noch möglich?) und spielen schöne System-Punkte heraus. Das Momentum schwappt klar auf die Neuköllner Seite – 44:50.

… und bleibt zunächst auch dort. Nach 33 Minuten führen die Bären erstmals mit zehn Punkten. Aus, Abpfiff? Es ist noch etwas zu spielen. Und es wird dramatisch, versprochen. Zunächst einmal negativ für den SVN: Die Dieter-Wedel-Gedächtnis-Verteidigung führt zu einer ersten Verurteilung und ein Bären-Center wird frühzeitig unter die Dusche geschickt. Was die Pelzträger aber nicht davon abhält, weiter überall ihre Tatzen dazwischenzuhaben. Dann mit Erfolg: 8-Seconds-Violation beim Gegner, dann holt sich ein völlig entnervter Brauereien-Center in drei Minuten drei Fouls ab und verabschiedet sich ebenfalls aus dem Spiel. Frühzeitig haben beide Teams ihr Mannschaftsfoulkonto aufgefüllt, es wird nervenaufreibend. 3-Seconds-Violation und 24-Seconds-Violation bei den Bären, dann weitere einfache Fehler im Spielaufbau – und die Brauereien gehen mit guter Transition mit 59:58 in Führung.

Die Krallen sind gewetzt, die Haare aufgestellt – auf der einen Seite der SVB, der unheimlich viel Weizenkaltschalen getankt haben muss, so cool, wie das Team bis zum Ende bleibt. Und auf der anderen Seite der SVN, der durch reinen Honigdurst motiviert kämpft, als würde es um sein Leben gehen. 24. Sekunde eines Bären-Angriffs, Wurf, Miss, Offensiv-Rebound, zweiter Ball – geblockt, dritter Ball in der letzten Sekunde, drin. 59:62. Auf der anderen Seite eine aussichtslose Situation für die Brauereien, Wurf in der letzten Sekunde von der Dreier-Linie, Off-Balance, im Rückwärtsfallen, mit vier Händen im Gesicht, zirkusreif … mit Brett … drin. Ausgleich. Danach bekommen die Bären noch die Chance zur Vorentscheidung und zum Ausgleich (mit 9 Sekunden auf der Uhr), doch nur die Brauereien nutzen die ihren. An der Linie stellen die Friedrichshainer den Vorsprung auf uneinholbar: 66:62.

 

Trotz der besten Defensivleistung der Saison, trotz mannschaftlicher Geschlossenheit, trotz spürbarer Weiterentwicklung in allen Bereichen, trotz drei gewonnenen Vierteln und Führung über die meiste Zeit des Spiels reicht es für die Bären nicht zum Sieg gegen den „Angstgegner“. Doch die Leistung macht stolz auf das Team und Freude auf die kommenden Spiele.