Mit einer bärenstarken Leistung bei den Weddinger Wieseln holt der SV Neukölln 09 seinen fünften Saisonsieg. Das „Orientexpress-Derby“ endet 47:75 und beschert den Bären den höchsten Sieg seit 21 Monaten – inklusive vorläufig den zweiten Platz in der Bezirksliga C.
Wiesel gegen Bären – was ist das eigentlich für ein Matchup? Die Neuköllner jedenfalls sind vom Start weg voll da und wollen die Schmach der Heimniederlage aus der Vorwoche wettmachen. Und das funktioniert sofort gut: Während Wiesel bekanntermaßen vor allem Wühlmäuse futtern, haben die Bären sich über Monate mit Arabisch Schawarma gestärkt und bringen eine bärbarische Physis auf das Spielfeld. Wie Bärserker beherrschen sie den Raum unter den Brettern, zwingen die flinken Wiesel zu überhasteten Würfen und agieren stark und geschmeidig in der Offensive. 12:21 zum Viertelende.
So geht es zunächst nahtlos weiter: In einer Phase von zehn, zwölf Minuten erwischen die Wiesel überhaupt keinen Rebound mehr – die Zone ist Bärenterritorium. Offensiv bekommen die Gäste fast beliebig viele Chancen und defensiv lassen sie nur alle Schnüffelnasen lang Wieselpunkte von außen zu. So entscheiden sich die Hausherren, auf dem Rest des Spielfelds mehr Druck zu erzeugen – und erweisen sich damit einen Bärendienst. Denn schnell haben sie damit ihr Teamfoul-Konto aufgefüllt und schicken die Bären bei jedem Angriff an die Linie. Dort punkten die Neuköllner sicher, und auf der anderen Seite liegt der Weddinger Spielfluss endgültig darnieder. Ein 2:12-Lauf zum Viertelende, zur Halbzeit steht es 21:41.
Seit Menschengedenken haben die Bären nicht mehr mit 20 Punkten zur Halbzeit geführt. Normalerweise besteht gerade der Reiz für die Fellknuffel, in der zweiten Hälfte einen Rückstand aufzuholen. Die Wiesel auf der anderen Seite haben in dieser Saison zuhause noch nicht verloren – und kommen mit einem klaren Plan aus der Kabine: bedingungsloser Druck. Wie Velociraptoren gegen einen T-Rex gehen die Wiesel im Rudel auf Bärenjagd und zwingen die bepelzten Jäger mehrfach zur Aufgabe ihrer Beute. Die Neuköllner sind sichtlich beeindruckt und schnaufen angesichts der unerwartet noch einmal wachsenden Aufgabe. Nach sieben Minuten haben die Hausherren den Rückstand auf 13 verkürzt – dann wendet sich das Blatt wieder. Die Bären finden ihre innere Ruhe wieder und verdienen sich notwendige Punkte zur Not an der Linie. 41:60.
Mitte des letzten Viertels ergeben sich die Wiesel ihrem Schicksal, es ist auch mutmaßlich keine Kraft mehr da, den Druck in der Defense aufrechtzuerhalten. Auch auf der anderen Seite des Spielfelds gelingt nicht mehr viel, und so spulen die Bären ihre Dominanz aus der Anfangsphase noch einmal herunter. Eindrucksvoll, wie jeder der zehn eingesetzten Spieler gefährlich ist und der Gegner sich nie auf einen Zielspieler fokussieren kann. Ein 15-2-Run beschließt die Schlussminuten zum Endstand von 47:75.
Im Wedding machen die Neuköllner Bären einen deutlichen nächsten Schritt in ihrer Team-Entwicklung. Vorhandenes Talent, Technik und vor allem Physis greifen immer mehr ineinander, die Defensivarbeit wirkt verbessert und auch Passstafetten scheinen nun aus einem Guss zu kommen. Gerade in der zweiten Halbzeit schleichen sich aber wieder viele individuelle Fehler ein, die gegen eine Spitzenmannschaft möglicherweise den Ausschlag in die andere Richtung geben können. Der nächste Härtetest steht direkt an: am 26.11. beim Berliner SC 3.