Topspiel der Bezirksliga C, Zweiter gegen Dritter, SSV Intercor 2 gegen SV Neukölln 09 1 – da steht man doch gerne mal am Samstag etwas früher auf, oder? In einem Spiel, das dann wohl eher keinen Sieger verdient hat, bleiben die Bären am Ende einen Tick cooler und gewinnen. 58:59.
Intercor? Da war doch was.? In der letzten Saison hatte der SV gegen die Friedrichshainis in einem hollywoodreifen Finale quasi in der letzten Sekunde den Sieg und damit den Klassenerhalt klar gemacht. Ganz gute Erinnerungen also, und kaum jemand rechnete damit, dass es diesmal ähnlich laufen sollte.
Bäm-bäm, zwei Begrüßungsdreier tatzen die Bären on the road gerne ins Programm, zeigen vom Start weg aber zuletzt ungewohnte Schwächen beim Zug zum Korb. Die Hausherren demonstrieren dagegen, warum sie aktuell oben in der Liga mitspielen, lassen sich vom 2:9-Rückstand nicht beirren und keine Gäste-Punkte bis zum Viertelende mehr zu. 13:9.
Im Vergleich zur letzten Saison zeigt sich der SV Neukölln 09 defensiv stark verbessert, doch das offensive Niveau entwickelt sich mit zunehmender Spieldauer von ziemlich schlecht steil bergab. Irgendwie bewegen sich alle zehn Feldspieler unglücklich, laufen sich gegenseitig in die Beine, liegen am Boden herum. Die Mannschaften wechseln sich (keineswegs schiedlich-friedlich) mit dem Punkten ab, einer 13:15-Führung für den SV folgt die 22:15-Führung für Intercor. Zur Pause haben die Gastgeber mit 29:26 leicht die Nase vorn. Spieler, Trainer und Gäste sind unzufrieden, aber optimistisch. Es kann schließlich nur besser werden.
Gibt es etwas Positives? Ach ja, die Spannung. 14 Mal wechselt die Führung im Spielverlauf, keine Mannschaft schafft es, das Momentum einmal länger als zwei Minuten auf ihre Seite zu ziehen. Unter den Körben, nun ja, heben sich die Mannschaften auf. Gepunktet wird in der gesamten zweiten Halbzeit quasi nur noch aus herausgespielten oder völlig irren Würfen von außen oder von der Freiwurflinie. Nun gehen auch die Unterstützer beider Teams mit: Fast jeder Treffer von außen bedeutet einen Führungswechsel und wird entsprechend frenetisch bejubelt. Zum Ende des dritten Viertels hat der SV die Schnuppernase leicht vorn. 40:43.
Bären-Dreier zum Viertelstart; dann erweisen sich die Gäste einen Bärendienst mit nur einem von sechs Freiwürfen – drei vor für Intercor. Hin und her, hin und her. Bären-Dreier – Ausgleich zum 54:54, dazu ein SV-Punkt von der Linie. Ein SSV-Dreier derbe ins Gesicht geworfen, dazu ein Punkt von der Linie, dreißig Sekunden vor Spielende führen die Hausherren mit 58:55. Die Bären wollen Two-for-one gehen, brauchen aber einen Dreier und bekommen keine gute Wurfposition von außen. Dann ein Do-or-Die-Dreier einbeinig aus der Ecke – DRIN! 58:58. Die Verlängerung ist plötzlich wieder möglich für den SV. Zwei Auszeiten bei acht Sekunden auf der Uhr – bloß kein einfacher Wurf, bloß kein Foul am Gegner! Irgendein krummes Ding kommt doch auf den Korb, Rebound Bären – Overtime! … Denkste! Ein Intercor-Spieler greift noch einmal beherzt zu und bekommt das Foul gepfiffen. Ungläubiges Staunen, dann Jubel beim SV über dieses Geschenk – zwei Freiwürfe mit drei Sekunden auf der Uhr. Der erste ist drin, der zweite nicht, der wilde Wurf der Hausherren wird auch nix mehr – Auswärtssieg! Endstand: 58:59.
Hinten hui, vorne pfui – so lässt sich das SV-Spiel gegen Intercor zusammenfassen. Konzentration, Ruhe, Spielverständnis lassen diesmal zu wünschen übrig. Dafür sind Herz, Kampf und Wut da, wo sie sein müssen, und wohl auch ein bisschen Coolness, die am Ende den kleinen Unterschied macht. Die Entwicklung des Teams geht auf jeden Fall weiter nach oben, und bisher 4:1 Siege können sich angesichts der Vorsaison-Bilanz auch sehen lassen. Für die Nordneuköllner geht es erst am 11. November weiter, wenn die starken SVB Brauereien in der Bärenhöhle an der Hertabrücke empfangen werden.